SuSi Q Hike&Fly auf Gräfimattstand, 2050m

Eigentlich sollte der Team Event ein Ausflug zu Fuss auf die Jungfrau sein. Dem Wetter sei Dank musste er abgesagt werden, so bot Urs, unser Oberlehrer, das HASTeam auf, die Alternativroute von St. Niklausen auf den Gräfimattstand zu begehen. Um dem Sklaventreiber so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, zogen Rolf und ich es vor, lieber einer Freundin in aller Herrgottsfrühe beim Zügeln zu helfen. Nach getaner Arbeit zogen wir dann los, um dem Schulreisli von Urs zu folgen.

Auf der Linderenalp trafen wir sie dann auch. Denise war total verschwitzt und abgekämpft, wollte aber partout nicht zugeben, dass Urs‘ strenger Schritt sie fast in den Wahnsinn trieb. Auch Bruno J., Bruno K., René, Sascha (Vize-Sklaventreiber), Pia und Michu machten dort so übertrieben Rast, dass es schon ein bisschen auffällig war. Auch Rolf plapperte in einem fort belangloses Zeug, um die Pause zu verlängern, das war für jedes Kind klar ersichtlich. Letztendlich jagte uns Urs weiter den Berg hinauf Richtung Husdossen, dieser grandiosen Aussichtsstelle, die einem noch weiter den Atem verschlägt.

Auf Husdossen waren wir nicht alleine. Vier fremde Wesen von einem anderen Planeten füllten das Holzdepot auf, tranken Spirituosen und schnupften hartes Zeugs. Dass man so etwas miterleben darf, ist ein Privileg. Es ist schon wunderbar, wie diametral unterschiedlich die Menschen auf so kleiner Distanz in der Schweiz sein können. Das ist durchwegs positiv gemeint! Gemeinsam schnupften wir den sagenumwobenen Hopfenschnupf, eine scheusslich scharfe Angelegenheit, dazu lauschten wir Schnupfsprüche, dass uns die Ohren wackelten! Die Gastfreundschaft der vier kernigen Kerle mit dem derben Dialekt war rührend. Das war für mich das grösste Erlebnis des Tages, wer braucht das Fliegen, wenn er so was mitbekommen darf?Obwohl die Truppe sich bei jeder Kurve immer wieder in tiefe, jedoch an Belanglosigkeit kaum zu übertreffende Gespräche verhedderte und somit immer langsamer bergan schritt – auch der Urs stand nun mehr herum als er sich bewegte – musste ich in die Bresche springen und immer wieder im Namen des Oberlehrers den Zweck eines Hike & Flys erklären. Erst oben ist das Hochlaufen vorüber, dann kann geplappert werden, dann geflogen.

Oben angekommen, noch immer strahlender Sonnenschein, Wärme und beginnende Thermik, setzten sich alle ausser mir nieder und wollten erst mal ungesundes Zeugs in sich hineinstopfen. Ich verstand das alles nicht, tat mich an meiner Banane, meinem Apfel und reinem Pilatuswasser gütlich und zeigte der Truppe, wozu ein Könner im Groundhandeln fähig ist. Dies brachte Hirte Urs auf die Idee, alle SuSi Qs miteinander synchron aufziehen zu lassen. Ich muss zugeben, die Fotos davon sind genial geworden! Zwar gab es immer die eine oder andere, die entweder zu früh, zu spät, quer, am falschen Ort, in falscher Pose irgendeinen Mist veranstaltete, sodass Urs uns nötigte, in ganzer Montur und Hitze die Sache mindestens fünfmal zu wiederholen, bis er Brauchbares im Kasten hatte. Seine Verzweiflung inmitten des Chaos konnte er nur schlecht verbergen.

Endlich durften wir starten. Es war schon toll zu sehen, wie neun SuSi Qs hintereinander starteten und durch die Luft glitten. Toll war es auch, dass ich als einziger anständig die Thermik auszukurbeln wusste und den anderen nach verlorenem Kampf beim sanften Abgleiten nach Sarnen zusehen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der schwierig aber dennoch erfolgreich ausgedrehten Thermik ging ich dann auch in Sarnen punktlanden.

Dieser tolle Event wurde im Anschluss, die Sage geht dunkel – Rolf und ich waren nicht dabei – mit reichlich Wein begossen und mit der perfekten Pizza vom Centro in Sarnen abgeschlossen. Will heissen, Rolf und ich waren die einzigen, die an diesem Tag wirklich Kalorien verbrannten und nun ein bisschen fitter und vor allem noch schöner sind.Danke dir Urs, im Namen all jener, die eben noch keine eigene SuSi Q gekauft haben (ich und Rolf gehören nicht zu denen), für das Leihmaterial, die tolle Route, das Freigeben des Geheimnisses des besten Pizzabäckers, die Hammerfotos und die anfänglich starke Hand, die diese heterogene Truppe benötigte. Gut, dass ich später übernommen habe, es war ja nicht zum Aushalten, dieses stetige Gequassle im Gelände.

Fazit: Wer braucht die Jungfrau, wenn man so eine tolle Tour auch direkt vor der Haustüre und gratis haben kann?
Frank