HAST Schulreisli zum Fliechraftsimulator in Malans GR

HAST Schulreisli zum Fliechraftsimulator in Malans GR – oder eine Reise in die Tiefen der menschlichen Seele

Anfang Jahr hatte Häuptling Urs das gesamte HASTeam zur Weiterbildung in den G-Force Trainer nach Malans aufgeboten. Ich hatte so meine Vorbehalte und suchte alsbald Ausreden, warum die Teilnahme an diesem Event für mich nicht notwendig wäre. Die Steilspirale ist nicht mein Abstiegsmanöver der Wahl, schon als Kind hatte ich keinen Spass an schnellen Chilbibahnen, der Europapark gab mir vor 10 Jahren den Rest. Purer Gruppendruck veranlasste mich dennoch, mich dem bunten Grüppchen anzuschliessen.

Als ich mit Urs, Rolf, Imke, Pia und Kudi hoffnungsfroh im HA Bus sass, merkte ich sogleich, dass es jedem und jeder wohl gleich gegangen ist. Urs meldete schon präventiv an, dass er heute wohl die Wände in Malans neu tapezieren würde, Rolf gab paranoid einen dummen Spruch nach dem anderen zum Besten, Kudi textete Pia voll und schien kein einziges mal Atem zu holen, Pia nickte stoisch, was blieb ihr anders übrig. Imke versuchte, meist vergeblich, sich überall einzugeben, um ihre Nervosität in Zaum zu halten. Nur ich ging in mich selbst und schien in meiner Mitte zu ruhen. Ok, zugegeben, ich war einfach angespannt. Christina von Rütte, Ursina, René und Denise (braungebrannt wie immer) trafen wir in Malans.

Chregu von Fliehchraft.ch ist ein Sicherheit einflössender, nachdrücklicher Drillmaster, der uns die Sache mit den G-Kräften mit so einer Klarheit erklärte (Muskelanspannung, Atemtechnik), dass es kein Entrinnen vor der Maschine gab. Ich will nicht lange um den heissen Brei reden, alle Frauen und einige harte Männer erreichten die am Ende geforderten 7 G, ja, sogar Imke, die erstmal mit 1.5 G so grosse Schwierigkeiten hatte, dass sie abbrach. Was der menschliche Wille und eine Portion Gruppendynamik alles hinbringen, ist erstaunlich. Sie erduldete am Ende 7 G problemlos wie eine alte Kampfpilotin (was sie im Inneren eigentlich auch ist).

Auffällig war auch, dass die Frauen sich nie beklagten, nie zögerten, keine dummen Sprüche fallen liessen, festen Schrittes auf die Schleuder zugingen und alle G-Kräfte der Reihe nach abarbeiteten, sodass uns Männern (einige Buben waren auch dabei) regelmässig die Kinnlade runterging. Laut äusserten wir unsere Bewunderung natürlich nicht, allenfalls leise und untereinander. Ursina sprach kein Wort, sie war 100% Frau der Tat, nichts konnte sie erschüttern. Sie drehte rechts herum und forderte linkes Schleudern ein. Nebenbei wurde sie ihre Rückenprobleme durch das Training los, unglaublich! Pia war ähnlich kompromisslos, sie weiss gar nicht, wie sie mich durch ihr selbstverständliches Schreiten zum Simulator, egal, was Chregu im Sinn hatte, pushte, es auch zu tun. Ach, was sage ich, alle Frauen pushten mich! Denise war immer die Person vor ihrem René. René stand wiederholt wie der Ochse vor dem Metzger hinter Denise und schien zu hoffen, sie würde die nächste Stufe

nicht nehmen, sodass er sie hernach pflegen könnte und somit anderweitig beschäftigt wäre. Sie tat ihm diesen Gefallen nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Einzige bin, der bemerkt hat, dass er nicht wie sie das ganze Programm durchzog. Christina zeigte sich gänzlich unbeeindruckt und zog in die Schlacht wie ein Kamikazepilot im 2. Weltkrieg, sodass ich mich ob meiner eigenen Bedenken peinlich berührt fühlte.

Kommen wir zu den Männern und kleinen Jungen. Urs machte auch mit, seine Strategie war unauffällig zu bleiben, ein flaches Profil zu fahren und nicht aufzufallen. Irgendwann hörte und sah man von ihm nichts mehr, still und leise lag er auf der Liege und liess den Kelch an sich vorbei gehen. Anders Diva Rolf, der stets neue präzis seziert dargelegte Gründe fand, warum er sein neues Gurtzeug WV X-R6 mit der Delfinflosse schonen müsse, warum er jetzt frische Luft zu schnappen hätte und in einem physiologischen Traktat fein säuberlich und logisch herleitete, warum 7 G für ihn keine Gültigkeit hätten. Kudi wiederum wählte die Strategie Dampfhammer und wurde mit einem Blackout erster Güte belohnt, er gab danach aber nicht auf und absolvierte das volle Programm. Über mich kann gesagt werden, dass ich eine Wohltat für Instruktor Chregu war, denn ich war pflichtbewusst und setzte seine Anweisungen präzise und korrekt um. Gut, die zwei Minuten Dauerbelastung bei 4,5 G habe ich am Ende auch nur gemacht, weil mich die Frauen dazu brachten, dies durch direkte Aufforderung meinen Mann zu stehen in Abwechslung mit paradoxen Interventionen und Reverser Psychologie.

Abschliessend bleibt zu sagen, dass man ein solches Training jedem wärmstens empfehlen muss. Es ist erstaunlich, was mit Muskelanspannung in den Beinen und der richtigen Atemtechnik machbar ist. Die meisten von unserer Gruppe, nicht alle, konnten das Maximum von 7 G und die zweiminütige Dauerbelastung von 4.5 G erfolgreich absolvieren. Letztere kommt wohl dem Abstieg per Steilspirale im Ernstfall sehr nahe. Das gibt Sicherheit für den Ernstfall, eine Sicherheit, um die ich sehr dankbar bin. Neben den flugdynamischen Erfahrungen erlangt man ferner tiefe Einsichten in die Eigenschaften der Geschlechter und die individuellen Konstitutionen der Teilnehmer. Hochinteressant und immer wieder entweder überraschend oder bestätigend.

Vielen herzlichen Dank dir, Urs, für diese tolle Weiterbildung, fürs Fahren, für die Gelegenheit der gemeinsamen Zeit und die neuen Erfahrungen. Wir alle schätzen dein Engagement und freuen uns, an deinem Gängelband geführt mit tollen Schirmen von den Bergen springen zu können!

Frank, High Adventure Serial Pilot, Abteilung Kerngruppe

 
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